ADVENT

Advent leitet sich vom lateinischen "adventus" ab, das wir meist mit
Ankunft
übersetzen. In der Antike war es die Bezeichnung für
den
offiziellen
Besuch eines Königs oder Kaisers nach Antritt seiner
Herrschaft
("adventus
regis"). Auch die Ankunft der Gottheit im Tempel, die aus ihrer
Verborgenheit
hervortritt und ihre Gegenwart offenbart, konnte Advent bedeuten. Dem
lateinischen
"adventus" entspricht im Griechischen bisweilen "Epiphanie"
(Erscheinung),
beziehungsweise auch "Parusie" (Wiederkunft). Advent ist im
christlichen
Sprachgebrauch ein doppeldeutiges Wort. Es besagt: "Der Herr IST
gekommen"
und zugleich: "Der Herr WIRD kommen."
Meine Aufgabe ist, Platz zu schaffen, dass Gott kommen kann.
Sören Kierkegaard
Ursprung des
Adventskalenders
Die wohl
früheste Form eines
Adventskalenders stammt aus
dem Jahre
1851. Das erste gedruckte Exemplar verdankt seine Existenz den
Kindheitserlebnissen
eines schwäbischen Pfarrersohnes aus Maulbronn, Gerhard Lang
(1881-1974).
Seine Mutter zeichnete 24 Kästchen auf einen Karton, auf jedes
war
ein "Wibele" (kleines Gutzli, Gebäck) genäht. Als
Teilhaber
der
lithographischen Anstalt Reichhold & Lang verzichtete Gerhard
Lang
auf die Gebäckstücke und verwendete stattdessen
farbenprächtige
Zeichnungen, die ausgeschnitten und auf einen Pappkarton geklebt werden
konnten. 1908 verliess dieser erste, wenn auch noch fensterlose
Adventskalender
die Druckpresse. Er bestand aus zwei Blättern, auf einem waren
Zahlen,
auf dem anderen Engelsbilder. Jeden Tag wurde nun ein Engel
ausgeschnitten
und auf eine Zahl geklebt. Ab 1920 fand er auch international
Anerkennung
und Verbreitung. Später (in den dreissiger Jahren) stanzte
Lang
kleine
Fenster in das Blatt mit den Zahlen und klebte den Bilderbogen
dahinter.
Der 2. Weltkrieg setzte dem Höhenflug des Adventskalenders ein
jähes Ende. Erst in der Nachkriegszeit konnte der
Adventskalender
wieder an seinem Erfolg anknüpfen.
Von Beginn an war der Adventskalender als Handelsartikel entworfen
und kommerziell genutzt. Diese kommerzielle Auslegung führt
dazu,
dass christliche Motive ganz in den Hintergrund treten und Comicfiguren
an deren Stelle leider oft
treten.
Im Zuge der Kulturpolitik im Dritten Reich, ersetzte man die
christlichen
Motive durch Märchenfiguren, die germanisch-mythische
Götter
und Dämonen versinnbildlichen sollten.
Schokoladen-Adventskalendern wurden erstmals in den sechziger Jahren
hergestellt. Heute kann man schon (fast) jede Art von
Überraschung
hinter den Türchen des Kalenders finden. Besonderen Reiz
üben
natürlich selbst gefüllte und gebastelte Kalender
aus.
Quelle: kirchenweb.at/christkind,
Dezember 2003
Woher kommt der Adventskranz?
Licht in das Leben verwahrloster Arbeiterkinder in
Hamburg
brachte Johann
Hinrich Wichern (1808-1881) mit seinem Rauhen
Haus . Weniger bekannt ist, dass er mit der ersten
Weihnachtszeit
in
seinem Rettungshaus auch zum Erfinder des Adventskranzes
wurde.
Als Theologiekandidat hatte Wichern in den Elendsquartieren der
Hansestadt
Kinder kennengelernt, die kein Elternhaus hatten und auch keine Schule
besuchen konnten. Die Stadt Hamburg stellte ihm ein altes
Bauerngehöft
zur Verfügung, damit er seinen Plan eines Rettungshauses
verwirklichen
konnte. Mit Mutter, Schwester und Bruder zusammen bezog Wichern Ende
Oktober
1833 das Rauhe Haus, und am Jahresende lebten bereits 14 Knaben bei
ihnen,
die sich vorher als jugendliche Vagabunden in Hamburgs Strassen
herumgetrieben
hatten.
Wichern hatte kein pädagogisches Programm, als er das Rauhe
Haus
eröffnete. Viele seiner Einsichten erwarb er sich durch die
täglichen
Entscheidungen, die zu fällen waren. Auch die Entstehung des
Adventskranzes
hat sich so vollzogen und ist bezeichnend für die Art
Wicherns,
durch
spontane Einfälle seine Arbeit fortzuentwickeln.
Advent 1833 war noch alles neu und durch keine Gebräuche
belastet
im Rauhen Haus. Die ersten Schützlinge der Familie Wichern
hatten
andere Sorgen als die Kinder der heutigen Wohlstandsgesellschaft: Was
sie
wem zu Weihnachten schenken sollten war für sie in ihrer Armut
keine
Frage.
Wichern wollte mit ihnen aber doch die Adventszeit zu einem das
Gemüt
bereichernden Erlebnis werden lassen. So zimmerte er für eine
abendliche
Feier ein einfaches Holzkreuz und befestigte an seinen vier Enden je
eine
Kerze. Von Woche zu Woche liess er das Licht stärker werden -
ein
Symbol für das Reich Gottes, das sich durchsetzt. Das immer
heller
werdende Licht sollte seinen Heiminsassen eine Predigt ohne Worte
werden.
In späteren Jahren hat Wichern dann den alten Kronleuchter im
Rauhen Haus in der Adventszeit mit Kerzen bestückt - vier
grosse
standen
für die vier Sonntage vor Weihnachten. Von 1860 an wurde
dieser
Vorläufer
des Adventskranzes dann mit Tannenzweigen geschmückt und
begann
von
Hamburg und dem Rauhen Hause aus seinen Siegeszug durch evangelische
Gemeinden
Deutschlands, schliesslich durch den ganzen deutschsprachigen Raum
Europas.
Wichern hat sich bei seiner Arbeit einfach vom Geist des Evangeliums
leiten lassen. Obwohl er ganz von einer biblischen Motivation ausging,
war er äusserst zurückhaltend bei der Vermittlung von
religiösen
Begriffen und bei religiöser Unterweisung: "Hüten
muss man
sich
immer, solche Kinder mit dem Worte Gottes zu
überfüttern. Das
Wort könnte ihnen so zum Überdruss und Ekel werden.
Was
hülfe
es, wenn man ihnen viel und immer von der Liebe Christi
erzählt,
dessen
Name sie vielleicht noch nie gehört haben? Wird ihnen die
Liebe
des
Herrn durch Liebeserweisungen fühlbar gemacht, dann wirkt dies
anders."
Das Reich Gottes ist für ihn durch Christus nicht nur
eingebrochen
in diese Welt und deswegen schon da, sondern es ist besonders dann und
dort vorhanden, wo es von Menschen angenommen und gebaut wird. Vom
Innern
des Menschen soll es ausstrahlen und den Frieden und die Gerechtigkeit
Christi in die Welt hinaustragen. Als Licht der Welt soll das Reich
Gottes
alle Einrichtungen auf Erden erhellen und verbessern helfen.
Reformierte Presse / Reformiertes
Forum, 24.
November
1988
Vom Holzreif zum Adventskranz
Mit dem ersten Adventssonntag beginnt nicht nur ein
neues
Kirchenjahr,
sondern auch die Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest (Advent:
lateinisch "Ankunft"). Die meisten Haushalte, Kirchen,
Geschäfte
und
öffentlichen Gebäude werden in dieser Zeit festlich
geschmückt,
zumeist mit einem Kranz aus Tannengrün und vier Kerzen, dem
"Adventskranz".
Der erste Adventskranz wurde vor nicht einmal 160 Jahren (1838) von
dem norddeutschen evangelischen Theologen Johann Hinrich Wichern
(1801-1881)
in dem von ihm gegründeten "Rauhen Haus" in Hamburg
aufgehängt.
Damals bestand er aus einem Holzreif, ähnlich einem Wagenrad
ohne
Speichen, mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern. Er trug vier
grosse
weisse Kerzen für jeden Adventssonntag und 19 kleine rote
für
jeden Werktag bis zum Heiligen Abend. Täglich wurde
während
einer
kurzen Andacht - zunächst in der Mittagspause und
später als
Vigil (Nachtwache) in der Dämmerung - eine neue Kerze
angezündet.
Dies, so Wichern, "um auf die Ankunft des Herrn" und das nahende
Weihnachtsfest
hinzuweisen. Besonderes Augenmerk richtete Wichern dabei auch auf das
Sinnbild
der Kerzen als "Licht in der Finsternis".
"Adressaten" dieses Adventbrauches waren für Johann Hinrich
Wichern
damals sozial vernachlässigte Jugendliche in Hamburg, die er
in
der
sogenannten Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder des Rauhen
Hauses
("dat ruge hus") betreute. Ausgehend vom Rauhen Haus - die
MitarbeiterInnen
trugen diesen Brauch auch in ihre eigenen Häuser und Gemeinden
-
verbreitete
sich die Idee des Adventskranzes zuerst im protestantischen
Norddeutschland,
bald auch im Süden Deutschlands und in den
Nachbarländern.
Mit
den Emigranten gelangte dieser Brauch dann schließlich auch
ins
ferne
Ausland.
Erst mehr als zwanzig Jahre nach seiner "Erfindung", etwa um 1860,
wurde der Holzreif dann nicht nur mit Kerzen, sondern
zusätzlich
mit
grünen Tannenzweigen geschmückt. Im Lauf der Zeit
wurde aus
dem
Holzkranz der aus Tannengrün geflochtene Kranz, der nur noch
mit
vier
dicken Kerzen bestückt war, so wie wir ihn heute
kennen.
Nach Ansicht von Historikern ist der Brauch, dunkle
Winternächte
mit Kerzen und immergrünen Zweigen aufzuhellen, heidnischen
Ursprungs
und älter als das christliche Denken. Die meisten
vorweihnachtlichen
Bräuche unserer Zeit entstammen aber der jüngeren
Geschichte.
Neben dem Adventskranz sind z.B. auch der Adventskalender und der
Adventsstern
"christliche Erfindungen" aus dem 19. Jahrhundert.
EKD-Online, Dezember 1996
last update: 30.03.2015
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